Gesamtzahl der Seitenaufrufe

Sonntag, 23. Dezember 2018

Seltsame Nachrichten

Über deinen Geburtstag war ich zu Viannes Lesung in Wien - und hatte dir gegenüber ein schlechtes Gewissen, weil deine kleine Schwester an deinem Geburtstag solch großen Raum einnahm. Immer wieder musste ich mir vor Augen halten, dass du diese Lesung unterstützt hättest, dass du mich förmlich dazu angehalten hättest, sie durchzuziehen. So warst du eben. 
Und dann ist noch am selben Tag etwas sehr Seltsames passiert: Als ich abends nach der Lesung völlig ausgepowert, aber erleichtert und zufrieden in mein Hotelbett sank und kurz die Augen geschlossen hielt, konnte ich dich plötzlich ganz klar sehen - nicht dich als Ganzes, nur deine Augen, ganz nah vor meinen Augen, ernst, ruhig und eindringlich dein Blick - so präsent, so echt, so lebendig. Du warst da. Jegliche Traurigkeit (in Verbindung mit dir) löste sich in Sekundenbruchteilen in Nebelschleier auf. Wie in einen glasklaren See tauchte ich ein in deinen Blick. So frisch und frei habe ich mich seit deinem Tod nicht mehr gefühlt. Bis mein Verstand einsetzte, der das alles nicht erfassen konnte. Verwundert riss ich die Augen auf. Und du warst - weg. Hastig schloss ich sie wieder, weil ich sofort wieder zu dir wollte. Erneut schautest du mich an, mit gleicher Intensität und Eindringlichkeit wie zuvor. Und erneut legte sich diese Ruhe und Leichtigkeit über mich. Ich konnte es nicht fassen, öffnete abermals verwundert meine Augen. Danach warst du verschwunden... . Vor Wut hätte ich am liebsten in die Bettdecke gebissen 
Es hört sich so skuril an, davon zu erzählen. Aber es entspricht meiner Wahrnehmung. Ich habe nicht geschlafen und geträumt. Ich war wach - ganz sicher. Am nächsten Tag musste ich mit Schrecken feststellen, dass mein Portemonnaie geklaut worden war. Nur ein einziger Gedanke schoss mir in diesem Moment durch den Kopf: "Halt die Augen offen, Mama - am besten doppelt." War es das, was du mir am Abend zuvor hast sagen wollen? Ich muss über mich selber schmunzeln, während ich das hier niederschreibe. Hört sich in Worte gefasst ziemlich bekloppt an...

So oft bin ich verzweifelt, weil du nicht mehr da bist. Und doch scheinst du in irgendeiner Form dazusein. Was ist Zufall? Was ist Realität? Was ist Einbildung? Was ist sichtbar? Was unsichtbar? 
Wir waren fest entschlossen, in diesem Winter nicht in den Ski-/Snowboardurlaub zu fahren. Wirklich fest entschlossen. Aus reinen Vernunftgründen (wir waren schließlich schon zweimal in diesem Jahr im Winterurlaub), nicht, weil wir keine Lust dazu hätten. Und doch hat diese erwachsene Entscheidung wehgetan, und gerade in den letzten Tagen juckte es mich so dermaßen unter den Füßen, mir endlich die Bretter oder dein Board unterzuschnallen. Und dann bekomme ich vorgestern eine Nachricht von der kleinen, heimeligen Pension im Stubaital, in der wir vor vielen, vielen Jahren einmal gewohnt haben (scheinbar waren wir noch in deren Email-Verteiler) , dass kurzfristig Zimmer freigeworden sind. Zufall? Lenkung? Bestimmung? Normalerweise ist nix Vernünftiges oder Bezahlbares so kurzfristig verfügbar. Der Zeitraum passt perfekt. Der Ort passt perfekt. Mein Bauch (oder mein Herz?) schrie förmlich - entgegen aller Vernunft: "Tut es! Fahrt in die Berge. Los! Sofort anrufen und buchen!" Gesagt - getan... 
Was für wertvolle Erinnerungen haben wir auf dem Stubaitaler Gletscher an dich und Vianne. Ich weiß, dass du dein Board hoch oben auf dem Berg sehen willst - am liebsten im Tiefschnee, abseits der Pisten.  Ok Jesse - abgemacht (und danke!). Wir nehmen dich und Vianne mit hinauf. Fly high! (und lande mit der Nase im Schnee mit mir 😏😆)