Jesse, ich bin so stolz auf Luke und Ada. Trotz der herben Verluste schlagen sich die beiden hervorragend und versuchen, sich mit ihrem neuen Leben, ihren neuen Rollen anzufreunden. Luke ist nun der Älteste, Ada ist nun die Jüngste. Ich muss nicht erst die Fotos betrachten um zu wissen, welch' große Lücke du nicht nur in mein Leben gerissen hast, sondern welch' große Lücke du auch im Leben der beiden hinterlässt. Du hast deinen jüngeren Geschwistern Sicherheit gegeben, hast sie getröstet, hast sie herausgefordert, hast dich schützend zwischen Luke und die Zwillinge gestellt, hast ihr Herz durch innige Umarmungen und kleine versteckte liebevolle Knuffe wachsen lassen, hast deinem Bruder das Streiten und Argumentieren gelehrt (und ihn manchmal zur Weißglut gebracht), sie unterstützt und beschützt, hast sie, wenn du gnädig gestimmt warst, an deiner Welt, an deinen Aktivitäten teilhaben lassen und ihnen einen kleinen Einblick auf die Welt der noch bevorstehenden Möglichkeiten gegeben, hast sie inspiriert und angespornt, warst ihnen (nicht immer und in jeder Hinsicht, aber dennoch oft genug) ein Vorbild, warst Verbündeter und Vertrauter, Ratgeber und Kritiker. Du hast sie oftmals durch deine lustigen Ideen zum Lachen gebracht, sie veräppelt und mit ihnen gescherzt und Luke Ironie gelehrt. Du hast sie inspiriert und ihnen das Gefühl gegeben, wertvoll und einzigartig zu sein. Du hast Zuversicht vermittelt, warst für sie Vorkoster des Lebens und ein wichtiger Türöffner. Du warst so viel für sie... Wie soll ich diese Lücke jemals schließen??? Ich kann es einfach nicht... Niemand kann es. Du warst einfach du!
Ein sehr tiefgründiges junges Mädchen, dessen kleiner Bruder letztes Jahr gestorben ist, hat folgende Zeilen kurz nach seinem Tod verfasst: "...Wenn dein Bruder stirbt bekommst du lebenslänglich, ohne jemals etwas verbrochen zu haben, ohne Aussicht auf Begnadigung, ohne Freigang, ohne Hafterleichterung. Lebenslänglich trauern, lebenslänglich unstillbare Sehnsucht, lebenslänglich ein Meer von Tränen, lebenslänglich quälende Fragen nach dem Warum, lebenslänglich unter Unverständnis der Mitmenschen leiden, der Zukunft beraubt. Irgendwann richtest du dich ein in deinem Gefängnis, manchmal fühlst du dich sogar wohl, kannst lachen, dich freuen. Du denkst, du hast dich befreit, doch dann ist da ein Lied, ein Duft, ein Wort, ein Mensch auf der Straße, der deinem Bruder sehr ähnlich sieht und es wird dir wieder klar: Du hast lebenslänglich, ohne jemals etwas verbrochen zu haben."
Luke und Ada haben lebenslänglich bekommen. Zweimal lebenslänglich. Ich glaube nicht, dass einige Menschen, die mit deinen beiden wunderbar starken, tapferen, tiefgründigen Geschwistern zu tun haben, diese Tragweite, dieses Ausmaß wirklich verstanden haben. Und es tut gut zu erleben, dass sich andere wiederum unglaublich feinfühlig in unsere spezielle Familiensituation hineinfühlen können. Einen solchen Menschen durfte ich bei Lukes letztem Elternsprechtag kennenlernen. Sie sprach ihren Respekt gegenüber Luke und unserer Familie aus, trotz der Tatsache, dass Luke bei ihr im Unterricht etwas schwächelt. Eine Lehrerin, die einfach einmal anerkennd zur Sprache gebracht hat, wie gut Luke seinen Weg, trotz gewisser schulischer Schwierigkeiten, bisher gegangen ist... was für ein freundlicher und fröhlich-zufrieden wirkender Mensch er trotz der schlimmen Geschehnisse geblieben sei. Ich war so dankbar für ihre Worte. Diese Lehrerin hatte dich damals ebenfalls in der 8. Klasse in demselben Fach unterrichtet und erzählte mir unter Tränen, wie sehr sie sich konzentrieren müsse, Luke nicht mit deinem Namen anzusprechen. Sie war dabei so menschlich-feinfühlig, ohne ihre eigene Betroffenheit verbergen zu wollen und zu können, so ehrlich und unverfälscht, dass uns schließlich beiden Tränen des Schmerzes und der Ergriffenheit in die Augen traten. Und doch tat dieses Zusammentreffen gut. Es tat gut zu hören, dass da Lehrer sind, die Luke nicht nur isoliert betrachten, sondern als Ganzes, eingewoben in seine Vergangenheit.
Doch nicht jeder scheint dazu in der Lage zu sein, denn andere Gespräche an diesem Tag waren eher nüchtern und eindimensional verlaufen und es wurde mir wieder einmal bewusst, wie sehr Schüler auf die reine Schulleistung reduziert betrachtet werden. Es geht mir nicht darum, die Tatsache zu entschuldigen oder beiseite zu wischen, dass die ein oder andere Schulnote nicht so prickelnd ist (andere sind es hingegen). Das muss angesprochen und besprochen werden. Aber es geht mir darum, dass auch der Kern des Menschen betrachtet und die Persönlichkeit des Kindes/ des Jugendlichen in solch einem Gespräch gewürdigt wird. Wie kann man Lukes und Adas unglaubliche Stärke, ihren ungebrochenen Mut, ihre Entschlossenheit, das Leben weiter anzunehmen, ihr wahnsinniges Durchhaltevermögen, die Fähigkeit, sich aus verzweifelten Situationen wieder emporzuarbeiten, diese nach wie vor vorhandene Liebe zum Leben und das Vertrauen in sich selbst (trotz manchmal aufkommender Zweifel) und in sein Umfeld, ihre Reife und Besonnenheit, ihr Begeisterungsfähigkeit, ihre Hilfsbereitschaft nicht sehen und anerkennen? Immer in dem Wissen, dass Ada und Luke zweimal lebenslänglich bekommen haben.... und sich trotz aller Widrigkeiten weiterhin mutig und liebevoll dem Leben entgegenlehnen.
Jesse, du wärest so stolz auf die beiden...Ich bin es!
Doch nicht jeder scheint dazu in der Lage zu sein, denn andere Gespräche an diesem Tag waren eher nüchtern und eindimensional verlaufen und es wurde mir wieder einmal bewusst, wie sehr Schüler auf die reine Schulleistung reduziert betrachtet werden. Es geht mir nicht darum, die Tatsache zu entschuldigen oder beiseite zu wischen, dass die ein oder andere Schulnote nicht so prickelnd ist (andere sind es hingegen). Das muss angesprochen und besprochen werden. Aber es geht mir darum, dass auch der Kern des Menschen betrachtet und die Persönlichkeit des Kindes/ des Jugendlichen in solch einem Gespräch gewürdigt wird. Wie kann man Lukes und Adas unglaubliche Stärke, ihren ungebrochenen Mut, ihre Entschlossenheit, das Leben weiter anzunehmen, ihr wahnsinniges Durchhaltevermögen, die Fähigkeit, sich aus verzweifelten Situationen wieder emporzuarbeiten, diese nach wie vor vorhandene Liebe zum Leben und das Vertrauen in sich selbst (trotz manchmal aufkommender Zweifel) und in sein Umfeld, ihre Reife und Besonnenheit, ihr Begeisterungsfähigkeit, ihre Hilfsbereitschaft nicht sehen und anerkennen? Immer in dem Wissen, dass Ada und Luke zweimal lebenslänglich bekommen haben.... und sich trotz aller Widrigkeiten weiterhin mutig und liebevoll dem Leben entgegenlehnen.
Jesse, du wärest so stolz auf die beiden...Ich bin es!
Bei diesem Text lief mir es eiskalt den Rücken runter. Deine Kids machen das toll-ihr macht das toll. Und es schlimm das es Menschen gibt die sich überhaupt darein versetzen können-um schöner zu erfahren das es wieder welche gibt die sich auch trauen es auszusprechen! Ich hoffe das solche Erlebnisse überwiegen.
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