Du stürzt heute - und ich stürze mit dir. Tief. Nichs kann ich dagegen tun, gar nichts - weder gegen deinen, noch gegen meinen Sturz an diesem 11. September, an dem noch so viel mehr zusammenbricht*. Ich falle und schlage hart auf, werde aber wieder aufstehen, meine Wunden verbinden und weiter waten, bis es sich wieder leichter läuft, während du für immer am Boden liegenbleibst. Ich hätte dich nicht fahren lassen dürfen. Ich hätte dich gegen deinen Protest hierbehalten sollen, hätte meinem Bauchgefühl folgen sollen, dass mich erst verzweifelt und wild angeschrien und später nur noch leise und hilflos angefleht hat, dich nicht mitfahren zu lassen. Ich wollte dir eine Freude machen, dich ziehen lassen, dir ein unbeschwertes Wochenende auf dieser Tennisfahrt gönnen... und habe nicht auf meine inneren Zweifel gehört - und das hat dich dein Leben gekostet. Ich weiß vom Ratio, dass ich keine Schuld daran trage - aber mein Herz schreit mich immer wieder an, dass ich versagt habe. Ich hätte schließlich geschworen, dich zu beschützen, vom ersten Tag an, als ich von dir wusste, noch bevor du deinen ersten Atemzug getan hast. Du atmest nicht mehr. Nie mehr. Und ich ersticke heute langsam.
Noch vor wenigen Tagen habe ich zu einer Freundin gesagt, dass ich diese Septemberwoche im Griff habe, mich gut fühle, vorbereitet sei. Bullshit. Heute unterliegt so rein gar nichts meiner Kontrolle. Ich bin angeschlagener als im Vorjahr, angeschlagener, als ich mir eingestehen mag. Ich bin dünnhäutig, knalle Türen zu, mache meine Tochter klein, anstatt ihr beim Wachsen zu helfen. Luke ist heute Abend auf einer Party in Kalthof und will spät nach Hause kommen. Gerade heute. Meine Angst um ihn hält mich heute gefangen. Aber morgen streife ich sie wie einen alten Mantel ab, schaue Richtung Sonnenaufgang und lasse mich vom frischen Wind nach vorne treiben...
*9/11: in memory of all victims of crime and terror
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